Donnerstag, 16. März 2017

Legionellen im Trinkwasser


.        „Zunehmende Gefährdung von Erkrankungen an Legionellen durch falsche Energiesparmaßnahmen“

1976 erkrankten nach einer Versammlung eines Verbandes ehemalige Militärangehörige in einem Hotel in Philadelphia von etwa 4400 Personen 221 an schweren Lungenentzündungen.34 dieser Erkrankten starben. Der Auslöser dieser Epidemie war zunächst unbekannt.  

Erst ein Jahr später konnte eine bisher unbekannte Bakterienart identifiziert und mit der Epidemie in Zusammenhang gebracht werden. Neuen Auftrieb erhält die Diskussion um diese Bakterien Legionellen und die durch sie verursachten „ Legionärskrankheit „ immer wieder durch Presseberichte von Epidemien .

Das Problem des Infektionsrisikos durch Legionellen ist in erster Linie ein Problem der Hausinstallation , insbesondere der Trinkwassererwärmung und Warmwasserverteilung.In Warmwasser-Hausinstallationen können Temperaturen vorherrschen , die für die Vermehrung von Legionellen optimal sind.Gerade im Bezug auf Energiesparmaßnahmen wird die Warmwassertemperatur oftmals soweit reduziert , das sich Legionellen optimal vermehren können.

Schon jetzt gibt es eine hohe Dunkelziffer von erkrankten Personen , weil die Symptome häufig nicht in diesem Zusammenhang erkannt werden.Die größte Gefahr der Legionellenbildung besteht in schlecht durchströmten Bereichen der Warmwasserverteilungsanlage , hier ist die Wirkung von Desinfektionsmitteln ebenso eingeschränkt wie die Wirkung physikalischer Methoden wie der periodischen thermischen Desinfektion .

Eine regelmäßige Reinigung von Warmwasseranlagen sowie eine Erhaltung der notwendigen Betriebstemperatur und eine Abtrennung nicht benötigter Anlagenteile sollten als Vorbeugung gegen Legionellenwachstum in der Hausinstallation durchgeführt werden.

Legionellen sind gramnegative, nicht sporenbildende stäbchenförmige Bakterien.  Sie sind strikt aerob, können keine Kohlenhydrate spalten, sondern setzen Aminosäuren um. Sie finden sich in Bodenproben, in Meerwasserproben, im Grundwasser und in Oberflächenwasser.

Der am häufigsten als Ursache für Erkrankungen festgestellte Vertreter der Gattung Legionella ist Legionella pneumophila Serogruppe 1. Die Disposition für eine Erkrankung ist sehr unterschiedlich. Als Risikofaktoren gelten Alter, Rauchen und Beeinträchtigung der Immunreaktion.

Die Gefahr einer Verkeimung mit Legionellen besteht besonders in Zonen der Wasserverteilungsanlage, die nicht ausreichend durchströmt werden (Stagnation) oder in denen sich Ablagerungen ansammeln (z.B. Trinkwasserspeicher).

Dadurch dass sich Legionellen in Amöben und in Biofilmen in schlecht durchströmten Bereichen der Warmwasserverteilungsanlagen finden, ist die Wirkung von Desinfektionsmitteln ebenso eingeschränkt wie die Wirkung physikalischer Methoden wie der periodischen thermischen Desinfektion. Eine Reinigung der Anlage, zum Beispiel das Entschlämmen der Warmwasserspeicher , mit einer notwendig hohen Betriebstemperatur bei ausreichender Durchströmung und einer vollständigen Abtrennung nicht benötigter Anlagenteile sind daher zur Vorbeugung von Kontaminationen durch Legionellen wie auch zur Sanierung von Kontaminierten Systemen die Maßnahmen der ersten Wahl.

Die Einhaltung der DIN 1988 ist dabei essentiell.

Wegen der speziellen Problematik der Kontaminationen durch Legionellen in Hausinstallationen erscheint es sinnvoll , von Wasserversorgungsunternehmen besondere Maßnahmen gegen Legionellen in der Trinkwasseraufbereitung, oder in den Versorgungsleitungen bis zum Hausanschluss zu fordern.  

Eine Sanierung einer mit Legionellen kontaminierten Trinkwassererwärmungs- und Leitungsanlage erfordert einige Vorplanungen. Erfahrene Fachleute können durch Begutachtung der Struktur eines Verteilungsnetzes sowie durch die Kontrolle der Warmwassertemperaturen in den verschiedenen Anlagenteilen viele wertvolle Rückschlüsse ziehen, die eine sinnvolle Vorbereitung einer Sanierung erleichtern. Daher sollte zuerst ein Plan des Verteilungsnetzes hinzugezogen und, falls notwendig, überarbeitetwerden.

Die Wassertemperatur ist insbesondere in den Bereichen zu überprüfen, in denen im Rahmen der Entnahme von Wasserproben deutliche Temperatursprünge festgestellt wurden.

Auf der Grundlage eines gegebenenfalls aktualisierten Planes und der Temperaturmessungen an kritischen Stellen des Verteilungsnetzes kann ein geeigneter Ansatz für eine Sanierung des Systems abgeleitet werden.

Zusagen über die Wirksamkeit von am Markt angebotenen Sanierungstechniken wurden in der Vergangenheit nicht immer eingehalten. Es empfiehlt sich daher , Referenzen einzuholen und diese Referenzen insbesondere im Hinblick auf einen lang anhaltenden Sanierungserfolg oder die Kombination mehrerer Sanierungsverfahren zu überprüfen.

Neben dem Kauf einer Anlage zur Desinfektion beziehungsweise Sanierung sollte der Einkauf der Sanierung als Dienstleistung durch den Anbieter in Erwägung gezogen werden. Der Anbieter steht so für den Betrieb der Anlage wie auch für den Erfolg der Sanierung in der Pflicht. Dem gegenüber kann es zu Differenzen über die Ursache für das Ausbleiben eines Sanierungserfolges kommen, wenn eine Technik vom Betreiber der zu sanierenden Anlage gekauft und selbst betrieben wird.

Die Kontrolle des Sanierungserfolges durch die hygienisch- mikrobiologische Nachuntersuchung sollte demgegenüber immer durch eine vom Anbieter der Sanierungsmaßnahme unabhängige Stelle durchgeführt werden, um Interessenkonflikten vorzubeugen.

Grundsätzlich ist eine Unterscheidung der Sanierungstechniken in Sofortmaßnahmen und in Maßnahmen mit dauerhaftem Erfolg sinnvoll. Kurzfristig wirksam sind die thermische Desinfektion und die chemische Desinfektion bei der Unterbrechung der Trinkwasserabgabe.
Bei beiden Verfahren kann es nach einigen Wochen zu einer erneuten Verkeimung des Systems kommen.

Langfristig wirksame Maßnahmen erfordern Eingriffe in die Betriebsweise der Anlage, insbesondere Hydraulik (Zirkulationsleitungen) und Temperatur.  Darüber hinaus ist es sinnvoll, nicht benötigte Rohrleitungen abzutrennen und die Dimmensionen von Leitungen und Speichern dem Bedarf anzupassen.
Dosierung von Desinfektionsmitteln im Dauerbetrieb ist nur unter Beachtung der nach Trinkwasserverordnung zulässigen Grenzwerte erlaubt. Die für die Desinfektion von mit Legionellen kontaminierten Systemen notwendigen Konzentrationen sind in der Regel deutlich höher als es für eine Anwendung im laufenden Betrieb zulässig wäre.

Daher wird bei der Anwendung von chemischen Desinfektionsmitteln in der Regel eine Unterbrechung der Trinkwasserabgabe erforderlich sein.   

Die bisherigen Regelungen zur Untersuchung auf Legionellen waren im Hinblick auf die möglichen, gravierenden gesundheitlichen Folgen von mit Legionellen belastetem Trinkwasser unzureichend und haben zudem in der Praxis zu Auslegungsschwierigkeiten geführt. Nach Auswertungder bisherigen Erkenntnisse (u.a. des Forschungsprojekts CAPNetz – CAP = Community Aquired Pneumonia) geht man von ca.800.000 ambulant erworbenen Pneumonien
pro Jahr in Deutschland aus.

Die Sterblichkeit liegt bei ambulant erworbenen Lungenentzündungen insgesamt bei 6 bis 8%. Damit handelt es sich um die sechst häufigste Todesursache.
Der Anteil der durch Legionellen verursachten Lungenentzündungen liegt bei etwas über 4 %. Das wären etwa 32.000 Erkrankungen im Jahr durch Legionellen. Bei 6 % mit Todesfolge wären das 1920 Fälle im Jahr.

Durch Legionellen verursachte Lungenentzündungen können weder klinisch noch radiologisch von anderen Lungenentzündungen unterschieden werden. Die Mehrzahl der bestätigten Legionellennachweise im Rahmen der CAPNetz-Studie resultiert aus einer für den Patienten sehr belastenden Diagnose, die deswegen in der Routine eher selten angewendet wird. Eine Meldung einer Legionelleninfektion nach § 7 IfSG erfordert dagegen den Labornachweis des Erregers. Dieser Zusammenhang ist einer der wichtigsten Gründe für die hohe Dunkelziffer der Legionelleninfektionen.

Nicht berücksichtigt bei diesen Zahlen ist zudem das grippeähnlich verlaufende Pontiac-Fieber, welches ebenfalls durch Legionellen ausgelöst wird.

Bei der Untersuchung auf das Vorkommen von Legionellen in Trinkwasser-Installationen im Sinne dieser Verordnung geht es ausschließlich um die Feststellung, ob die Installation in ihren zentralen Teilen mit Legionellen belastet ist. Daher werden Trinkwassererwärmungsanlagen und Speicher sowie die Rohrleitungen, indenen Trinkwasser zirkuliert, beprobt. Technische Details, wie eine Übersicht über technisch sinnvolle Probennahmestellen,sind im technischen Regelwerk beschrieben.

©  Marc Husmann   Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Herausgebers.